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Umfassend informieren, von Experten behandeln lassen

Welche Faktoren bestimmen die Therapie von Eierstockkrebs?

Eierstockkrebs muss in den meisten Fällen nicht notfallmäßig schnell behandelt werden. Falls Sie selbst von der Diagnose betroffen sind: Nehmen Sie sich Zeit, sich über die Erkrankung zu informieren, fragen Sie beim Behandlungsteam genau nach, bis Sie alles verstanden haben, und holen Sie bei Bedarf eine ärztliche Zweitmeinung ein.

Ein Team aus Spezialisten für die bestmögliche Behandlung

Nach Meinung von Experten in diesem Therapiegebiet sollten sich Frauen mit Eierstockkrebs von einem Gynäkoonkologen – einem auf Krebserkrankungen der Frau spezialisierten Facharzt für Frauenheilkunde – in einer auf Eierstockkrebs spezialisierten Einrichtung behandeln lassen. In diesen spezialisierten Zentren arbeiten Ärzte unterschiedlicher Fachrichtungen mit anderen Berufsgruppen zusammen. In Tumorkonferenzen beraten Ärzte gemeinsam über das in jedem Einzelfall am besten geeignete Vorgehen. Die endgültige Entscheidung wird in Abstimmung mit der Patientin getroffen.

Gründliche Aufklärung

Entscheidend ist, dass Sie – vielleicht zusammen mit einer Person Ihres Vertrauens – ausführliche Informationen zu der Erkrankung, zu Ihren Untersuchungsergebnissen und zu den Therapiemöglichkeiten einschließlich möglicher Nebenwirkungen erhalten. Folgende Themen sollten unbedingt besprochen werden, bevor Sie sich definitiv für eine bestimmte Behandlung entscheiden:

Eierstockkrebs ist nicht gleich Eierstockkrebs. Die Tumoren werden hinsichtlich verschiedener Merkmale beurteilt und danach eingeteilt. Dazu zählen:

  • Ausbreitung: z. B. begrenzt auf die Eierstöcke, Ausbreitung im kleinen Becken, Töchtergeschwülste in anderen Organen etc.; bei einer lokalen Begrenzung des Tumors ist die Prognose in der Regel besser als bei einer fortgeschrittenen Ausbreitung
  • Tumorgrading: ähnelt das Tumorgewebe noch dem normalen Eierstockgewebe oder weicht es stark davon ab? Wenn es ähnlich aufgebaut ist wie gesundes Gewebe, sind die Krebszellen wahrscheinlich weniger aggressiv.
  • Feingeweblicher Aufbau: dabei werden vom Pathologen Merkmale des Tumors unter dem Mikroskop untersucht; auch diese erlauben gewisse Rückschlüsse auf das Verhalten des Tumors Anhand dieser Eigenschaften kann ein Profil des jeweiligen Tumors erstellt werden, das für die Wahl der Behandlungsstrategie notwendig ist und auch eine gewisse Aussage über die zu erwartende Prognose erlaubt.

Der englische Begriff „Staging“ bedeutet Stadieneinteilung. Mit dem Staging wird die Tumorerkrankung nach ihrer Ausbreitung im Körper eingestuft (örtliche Ausbreitung, Befall von Lymphknoten oder Absiedelungen bzw. Fernmetastasen in anderen Organen). Das Staging ist eine wichtige Information, die Ärzte benötigen, um eine Einschätzung des Tumors vornehmen zu können und die Therapie zu planen.

Die FIGO-Klassifikation im Überblick

Um Eierstockkrebs und andere gynäkologische Tumoren in Krankheitsstadien einzuteilen, hat die Internationale Vereinigung für Gynäkologie und Geburtshilfe ein Klassifikationssystem entwickelt. Die Abkürzung FIGO steht für Fédération Internationale de Gynécologie et d’Obstétrique.

Die FIGO-Klassifikation umfasst vier Stadien, die jeweils weiter unterteilt werden. Eine detailliertere Einteilung der FIGO-Stadien finden Sie hier.

 
 

Anhand einer Gewebeprobe aus dem Tumor wird das so genannte Grading unter dem Mikroskop durchgeführt. Dabei untersucht der Pathologe, wie stark sich die Krebszellen, z. B. beim Eierstockkrebs, von gesundem Eierstockgewebe unterscheiden. Grundsätzlich gilt: Je weiter sich die Tumorzellen vom Zelltyp des Ursprungsgewebes entfernt haben, desto ungünstiger sind die langfristigen Erfolgsaussichten der Therapie.

Ärzte unterscheiden im Allgemeinen folgende Grade:

  • Grad 1 (G1) bedeutet, dass das Tumorgewebe dem normalen Eierstockgewebe noch stark ähnelt und sich weniger aggressiv verhält. Mediziner sprechen von „gut differenzierten“ (weniger bösartigen) Krebszellen.
  • Grad 2 (G2): Hier weicht das Tumorgewebe stärker von gesundem Eierstockgewebe ab und es zeigt eine höhere Wachstumsrate („mäßig differenziert“).
  • Grad 3 (G3): Dieses Tumorgewebe ähnelt dem normalen Gewebe kaum oder gar nicht mehr und es weist eine sehr hohe Wachstumsrate auf („schlecht differenziert“ oder „undifferenziert“).
  • GX bedeutet, dass der Grad der Differenzierung nicht bestimmt werden kann oder noch nicht bestimmt worden ist.

Das Grading liefert Anhaltspunkte für die Bösartigkeit eines Tumors. Zusammen mit verschiedenen anderen Faktoren trägt es zur Einschätzung der Prognose der Patientin bei.

Der Nachweis von BRCA-Mutationen kann einen Einfluß auf die Therapieplanung haben und bei der Abschätzung des Ansprechens auf die Therapie sowie des familiären Krebsrisikos helfen.

Therapieansprechen

Der Nachweis von BRCA-Mutationen in einem genetischen Test liefert wertvolle Informationen über Ihr Therapieansprechen. Seit einiger Zeit weiß man, dass das Vorhandensein von BRCA-Genmutationen auch einen Einfluss auf das Ansprechen des Tumors auf eine Platin-haltige Chemotherapie ausübt: Laut Studienergebnissen sprechen Patientinnen mit Eierstockkrebs und BRCA-Mutationen zu einem größeren Anteil und auch länger auf eine Platin-haltige Chemotherapie an als Patientinnen ohne diese Mutationen. Außerdem prognostiziert man Patientinnen mit BRCA-Mutationen auch eine bessere 5-Jahres-Überlebenrate (Anteil in Prozent der Patienten, die länger als 5 Jahre mit der Erkrankung leben) als Patientinnen ohne BRCA-Mutationen.
Mit dem Mutationsnachweis erhält der behandelnde Arzt also eine wichtige Einschätzung, die ihn bei der langfristigen Planung Ihrer Therapie unterstützen kann.

Therapieplanung

Der Nachweis von BRCA-Mutationen in einem genetischen Test kann Ihrem behandelnden Arzt auch dabei helfen, Ihre individuelle Therapie zu planen. So kann unter bestimmten Voraussetzungen ein so genannter PARP-Inhibitor als Erhaltungstherapie nach einer Chemotherapie eingesetzt werden. Es handelt sich dabei um eine Klasse von Wirkstoffen, die in klinischen Studien eine besonders hohe Wirksamkeit bei Ovarialkarzinom-Patientinnen mit BRCA-Genmutationen in der fortgeschrittenen Situation gezeigt haben.

Familiäre Risikoabschätzung

Beim Nachweis von BRCA-Mutationen in der Keimbahn bei einer Patientin erhöht sich auch das Risiko ihrer Familienangehörigen an Eierstock- oder Brustkrebs zu erkranken, denn die Mutation wird mit einer Wahrscheinlichkeit von 50 Prozent an die Kinder vererbt. Diese Mutationen können aber auch bei den Vorfahren (Eltern) vorliegen.
Wenn das Vorliegen von BRCA-Mutationen festgestellt wurde, sollten weitere vorhersagende oder diagnostische Untersuchungen in der Familie angeboten werden. Dazu gehört, dass zum Beispiel alle genetisch Verwandten ersten und zweiten Grades ebenfalls analysiert werden, da sowohl Frauen als auch Männer Mutationsträger sein können.

Wie die Erkrankung genau verlaufen wird, lässt sich im Einzelfall auf der Basis statistischer Daten nicht sicher vorhersagen. Der behandelnde Arzt kann aber anhand bestimmter Daten eine vorsichtige Einschätzung der Prognose versuchen.

Der Krankheitsverlauf hängt von vielen verschiedenen Faktoren ab. Dazu zählen:

  • Tumorstadium
  • Tumorgrading
  • Feingeweblicher Typ des Tumors
  • Möglicherweise nach der Operation im Körper verbliebene Tumorreste
  • Alter der Patientin
  • Allgemeinzustand der Patientin

Eine große Studie ergab, dass es beim fortgeschrittenen Eierstockkrebs einen deutlichen Überlebensvorteil bringt, wenn der sichtbare Tumor operativ vollständig entfernt werden konnte („makroskopische Komplettresektion“). Bedeutend für das Überleben ist auch, dass die Patientin eine leitliniengerechte Therapie (S3-Leitlinien) erhält. Die Überlebenschancen hängen zudem vom Tumorgrading und vom feingeweblichen Tumortyp ab.

Quellen: