Zytostatika richten ihre Aktivität nicht nur gegen Krebszellen, sondern auch gegen gesunde Zellen,
die sich schnell teilen bzw. gegen besonders schnell wachsende Gewebe. Daher kann die
Chemotherapie zu Nebenwirkungen, z. B. an den Schleimhäuten von Mund, Rachen und
Verdauungstrakt, oder zu Haarausfall führen. Auch die Blutbildung im Knochenmark kann durch die
Chemotherapie beeinträchtigt werden.

Haarverlust
Die Zellen der Haarwurzeln teilen sich rasch, daher werden sie durch Zytostatika oft geschädigt. Viele
Patientinnen verlieren ihr Haar unter der Chemotherapie komplett, doch selbst wenn die Haare
vollständig ausgefallen sind, können sie nach einiger Zeit wieder wachsen.
Patientinnen, bei denen ein Haarverlust wahrscheinlich ist, erhalten meist schon vor Beginn der
Behandlung vom Arzt ein Rezept für eine Perücke. Die Krankenversicherungen übernehmen in der
Regel die Kosten dafür oder leisten zumindest einen Zuschuss. Wer keine Perücke tragen möchte,
kann je nach Wunsch auch zu Mützen oder Tüchern greifen. Auch hierbei können Sie Unterstützung bekommen. Sprechen Sie Ihren Arzt oder Ihr Behandlungsteam an.

Blutbildveränderungen
Von einer Blutarmut oder Anämie spricht man, wenn zu wenig rote Blutkörperchen (Erythrozyten)
vorliegen. Eine Anämie kann durch die Krebserkrankung selbst oder durch die Therapie bedingt sein.
Betroffene Patientinnen klagen oft über eine eingeschränkte Leistungsfähigkeit und zunehmende
Müdigkeit. Die Anämie bildet sich in vielen Fällen von allein wieder zurück. Liegt eine sehr starke
Leistungsminderung vor, können Bluttransfusionen oder die zusätzliche Gabe vom Wachstumsfaktor
Erythropoetin helfen, der die Bildung roter Blutzellen anregt.
Wie sich die Chemotherapie auf weiße Blutkörperchen auswirkt, die für die Immunfunktion
verantwortlich sind, wird während der Behandlung sorgfältig überwacht. So können die Ärzte
rechtzeitig handeln, bevor das Immunsystem zu stark beeinträchtigt wird.
Nach dem Ende der Chemotherapie erholt sich das Knochenmark normalerweise innerhalb von
einigen Wochen. Dauerhafte Einschränkungen sind selten.

Übelkeit
Nicht alle Zytostatika lösen Erbrechen aus, aber diese Nebenwirkung wird von den Patientinnen
besonders gefürchtet. Daher erhalten Patientinnen heute bei Bedarf gleichzeitig mit der
Chemotherapie Medikamente zur Unterdrückung von Übelkeit und Erbrechen. Diese wirken
vorbeugend am besten und sollen daher nicht erst gegeben werden, wenn bereits Übelkeit
eingetreten ist.

Entzündung der Mundschleimhaut (orale Mukositis)
Zytostatika können auch die Schleimhäute in Mund, Verdauungstrakt und Genitalbereich in
Mitleidenschaft ziehen. Vor allem die Mundschleimhaut kann sich unter der Chemotherapie entzünden. In
leichten Fällen macht sich dies durch eine Rötung und Schwellung bemerkbar, doch in manchen
Fällen bilden sich ausgeprägte Geschwüre, die sehr schmerzhaft sein können.
Wichtig sind eine gründliche, aber schonende Mundhygiene und regelmäßige Mundspülungen.
Patientinnen mit Entzündungen der Mundschleimhaut erhalten zudem schmerzstillende und
entzündungshemmende Medikamente.

Durchfall und Verstopfung
Unter einer Chemotherapie kann es immer wieder zu Durchfällen kommen, die mit Medikamenten
bekämpft werden können. Wer zu Durchfällen neigt, sollte vorbeugend auf Kaffee, Alkohol,
fettreiche Nahrung und stark gewürzte Speisen verzichten. Wie stark der Durchfall ist und wie lange
er anhält, ist individuell verschieden und hängt u. a. von der Dauer und Dosis der Therapie ab. Etwa
zwei bis drei Wochen nach Therapieende verschwinden die Symptome wieder.
Einige Patientinnen entwickeln unter der Chemotherapie eine Verstopfung, was durch
Bewegungsmangel, bestimmte Medikamente, aber auch durch seelische Belastung, Angst und
Sorgen ausgelöst sein kann. Vorbeugend helfen körperliche Bewegung, reichliches Trinken (etwa 2 l
Flüssigkeit pro Tag) und eine ballaststoffreiche Ernährung mit Vollkornprodukten, Leinsamen und viel
frischem Obst und Gemüse.

Nierenschädigung
Manche Chemotherapeutika wie etwa Carboplatin können die Nieren schädigen. Daher kontrollieren
die Ärzte während der Chemotherapie die Nierenwerte im Blut, um im Bedarfsfall umgehend
reagieren und z. B. die Dosierung der Chemotherapie anpassen zu können, falls sich die Nierenwerte
ändern.
Während der Chemotherapie ist es wichtig, viel zu trinken, damit die Nieren gut durchgespült
werden.

Nervenschäden
Zytostatika wie Carboplatin oder Cisplatin können zu Schädigungen an den Nerven und zu
Sensibilitätsstörungen führen und Schmerzen hervorrufen. Patientinnen, die unter der
Chemotherapie Missempfindungen wie Taubheitsgefühl, Brennen, Kribbeln oder Schmerzen
entwickeln, sollten sich umgehend an den behandelnden Arzt wenden, damit die Chemotherapie
angepasst oder abgesetzt wird.